Antrag
Globaler Süden und Globaler Norden als Kategorien in der Entwicklungspolitik aufgeben
Berlin, 7. November 2023. Die Bezeichnungen „Globaler Süden“ und „Globaler Norden“, die hauptsächlich in der Entwicklungspolitik benutzt werden, lösen zunehmend die Begriffe „Entwicklungsländer“ und „Industrieländer“ ab.
Nach Ansicht der Bundesregierung dienen diese Bezeichnungen dazu, die Situation von Ländern in der globalisierten Welt möglichst wert- und hierarchiefrei zu beschreiben. In diesem Sinne ist nach Auffassung der Bundesregierung ein Land des „Globalen Südens“ ein politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich benachteiligter Staat. Angeblich befinden sich die Länder des „Globalen Nordens“ dagegen in einer privilegierten Position, was Wohlstand, politische Freiheit und wirtschaftliche Entwicklung angeht. Auf diese Weise sollen die Ungleichheit und die dadurch bedingten Abhängigkeitsverhältnisse herausgestellt werden. So werden die Länder, die von den Mitgliedern des OECD-Entwicklungsausschusses (DAC) öffentliche Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit (ODA) erhalten, von der deutschen Entwicklungspolitik dem „Globalen Süden“ zugeordnet (https://www.bmz.de/de/service/lexikon/globaler-sueden-norden-147314). Nach Auffassung der Antragsteller stellen die Begriffe „Globaler Süden“ und „Globaler Norden“ einen Sprachmissbrauch bzw. einen reinen Etikettenschwindel dar, indem sie dazu dienen, ein moralisch-politisches Vorurteil zu konstruieren, wodurch es fälschlicherweise vermittelt wird, dass die Entwicklungsländer im Recht und die Industrienationen in der Bringschuld sind. Durch diese moralische Stigmatisierung wird die nun seit sechzig Jahren fehlgeleitete Entwicklungshilfe weiter aufrechterhalten. Für eine erfolgreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Entwicklungsländern ist dies keinesfalls zweckdienlich.
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