Antrag

Die Abwanderung hochqualifizierter deutscher Wissenschaftler statistisch erfassen und gegensteuernd tätig werden

Berlin, 25. Mai 2023. Angesichts einer zunehmend wissensbasierten wirtschaftlichen Entwicklung und eines immer stärkeren internationalen Wettbewerbsdrucks stellt die Zielsetzung eines „Brain Gain“ anstelle eines „Brain Drain“ – also der Sicherstellung der Voraussetzungen dafür, dass es zu einer Talentzuwanderung anstatt -abwanderung kommt – eine der entscheidenden Herausforderungen für Deutschlands Zukunft als Forschungsstandort und Industrienation dar. Vor diesem Hintergrund stellen Forschungsergebnisse wie die des am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) angesiedelten einjährigen Forschungsprojekts „Analyzing the migration of researchers to and from Germany during 1996–2020 and evaluating its interplay with fields of scholarship, level of experience, gender, and research performance“, die für Deutschland einen negativen Wanderungssaldo von Wissenschaftlern insbesondere im Bereich der MINT-Disziplinen ausweisen, die Politik vor dringenden Handlungsbedarf (arxiv.org/ftp/arxiv/papers/2104/2104.12380.pdf, S. 1; arxiv.org/pdf/2110.08340.pdf, S. 1, 19; siehe auch Antwort der Bundesregierung zu Frage 7 auf Bundestagsdrucksache 20/481).

Die von der Bundesregierung bekundete Absicht, der bestehenden Talentabwanderung dadurch zu begegnen, dass weiterhin Programme wie P.R.I.M.E und GAIN des DAAD, Förderprogramme der Deutschen Forschungsgemeinschaft wie das Emmy Noether-Programm oder die befristeten Forschungsaufenthalte, Stipendien und Alexander von Humboldt-Professuren der Alexander von Humboldt Stiftung sowie Programme zur Gewinnung von Fachkräften für die Erforschung, Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) gefördert werden sollen, muss als unzureichend bewertet werden (Bundestagsdrucksache 20/481, S. 3 f.). Einige dieser Programme existieren bereits seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten – das Emmy Noether-Programm etwa besteht bereits seit 1997 – und zwar ohne, dass durch ihre Förderung ausreichend Forscher im deutschen Wissenschaftssystem hätten gehalten oder zur Rückkehr in selbiges hätten bewegt werden können. Ein positiver Wanderungssaldo stellt damit nach wie vor ein Desiderat dar. Zudem mangelt es an Initiativen, die spezifisch auf einen Talentgewinn in den MINT-Disziplinen ausgerichtet sind, zumal die bestehenden Initiativen zur Gewinnung von KI-Fachkräften naturgemäß nur einen Teil des Felds der MINT-Disziplinen unmittelbar tangieren.

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