Antrag

Für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Lehrerausbildung

Berlin, 14. September 2023. Der bundesweite Lehrermangel bedroht Deutschlands Zukunft. Als ressourcenarmes Land ist Deutschland darauf angewiesen, eine Bildungsnation zu bleiben, um seine Wirtschaftskraft nicht zu gefährden. Die Lösung solch eines gravierenden Problems von nationaler Tragweite kann nicht allein Aufgabe der Länder sein. Auch beim Digitalpakt war es dem Bund möglich, trotz des Bildungsföderalismus ein Budget zweckgebunden zur Verfügung zu stellen. Laut Gutachten von Prof. Dr. Klaus Klemm im Auftrage des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) werden in Deutschland im Jahre 2030 zwischen 81.000 und 155.400 Lehrer fehlen, je nachdem in welchem Umfange schulpolitische Vorhaben wie der Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung, Inklusion und die besondere Unterstützung von Schulen in sozialen Brennpunkten umgesetzt werden (Klemm: „Entwicklung von Lehrkräftebedarf und -angebot in Deutschland bis 2030“, VBE, 2022, S. 25). Somit kommt das Gutachten zu einem anderen Ergebnis als die Kultusministerkonferenz (KMK), welche von nur 13.380 fehlenden Lehrern bis 2030 ausgeht. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Annahmen der KMK bezüglich der Zahl der Lehramtsstudenten und Schulabsolventen nicht die jüngsten Entwicklungen widerspiegeln. Auch die Auswirkungen zukünftiger Flüchtlingsbewegungen werden durch die KMK nicht berücksichtigt. Es ist fraglich, wie auf Grundlage zweifelhafter Daten, welche die Problematik marginalisieren, geeignete Maßnahmen getroffen werden können (https://www.bllv.de/vollstaendiger-artikel/news/neue-kmk-prognose-zum-lehrkraeftebedarf-erneut-massiv-schoengerechnet).

Um in Zukunft einem Lehrermangel entgegenzuwirken, bedarf es einer effektiven Planung von Lehramtsstudienplätzen. In der Vergangenheit wurden teilweise planlos neue Lehramtsstudienplätze geschaffen, ohne zusätzliches Personal einzustellen, was zu einer schlechteren Betreuung der Studenten führte und somit eine höhere Abbruchrate begünstigte. Generell planen die Universitäten weniger Masterplätze als Bachelorplätze ein. Beispielsweise boten die vier Berliner Universitäten im WS 2021/22 eigenen Angaben zufolge 3.285 Studienplätze zum Bachelor mit Lehramtsoption, aber nur 2.369 zum Master of Education (Lehramt) (https://www.sueddeutsche.de/karriere/ausbildung-berlin-unis-fordern-besserebedingungen-fuer-lehrkraeftebildung-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101- 230123-99-323757). Bei Studiengängen, bei denen der Bachelor keinen berufsqualifizierenden Abschluss darstellt, ist dies als problematisch zu betrachten. Insbesondere in Zeiten des Lehrermangels sollten alle Bachelorabsolventen eines Lehramtsstudiums de jure einen Anspruch auf einen Masterplatz an ihrer Universität haben. De facto zeigt sich jedoch, dass viele Studienplätze nicht besetzt werden und dass viele Lehramtsstudenten bereits während des Bachelors ihr Studium abbrechen oder sich nach ihrem Bachelorabschluss umorientieren.

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